Der Frauenarzt by Marie Louise Fischer

Der Frauenarzt by Marie Louise Fischer

Autor:Marie Louise Fischer [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-04-20T00:00:00+00:00


Klaus Berg nahm ihr die Buntstifte aus der Hand, reichte sie Peter, der jubelte und mit seinem gesunden Händchen danach grapschte.

„Prima, Onkel Klaus!“ rief er. „Jetzt werde ich dir ein schönes Bild malen! Was magst du lieber? Eine Lokomotive oder ein Auto?“ „Einen Garten mit vielen, vielen Kindern drin!“

„Uiih, das ist aber schwer!“

Vera ertrug es nicht länger. Sie drehte sich um, stürzte wortlos aus dem kleinen Raum. Draußen, auf dem Gang, lehnte sie sich gegen die Wand, schloß die Augen und holte tief Luft. Sie fühlte sich elend.

Als Dr. Berg endlich aus dem Krankenzimmer kam, hatte sie sich wieder einigermaßen erholt. Sie zwang sich sogar zu einem Lächeln, das aber sofort wieder erlosch, als sie sein finsteres Gesicht sah.

„Was ist los?“ fragte er rauh. „Warum bist du weggelaufen?“

„Oh, Klaus, entschuldige bitte … ich konnte es einfach nicht aushalten!“

Seine braunen Augen blickten plötzlich besorgt. „Bist du etwa krank, Vera?“

„Nein, das nicht, nur … ich bin einfach fertig! Dieses Kind! Du hättest es nicht retten sollen!“

Dr. Klaus Berg faßte seine Verlobte bei den Schultern, schüttelte sie leicht. „Was sagst du da, Vera? Bist du verrückt geworden?“

„Nein, nein! Kannst du das denn wirklich nicht verstehen?“ Ihr hübsches Gesicht war noch immer sehr blaß, jetzt, in der Erregung, verzerrte es sich. „Dieses Kind … es hat doch überhaupt keine Chance, es hätte nie geboren werden dürfen, Klaus!“

Er ließ sie los. „Du maßt dir also an, über Tod oder Leben zu bestimmen?“

„Nein, natürlich nicht, nur …“

„Du verlangst allen Ernstes von mir, ich hätte es töten sollen?“

„Darum geht es ja gar nicht“, sagte sie verzweifelt, „obwohl ich auch das verstanden hätte. Jawohl, schau mich nicht so an! Vater hat oft gesagt, es wäre besser, wenn man einer Mißgeburt gleich eine Spritze gäbe, bevor die Mutter sie noch zu sehen kriegte.“

„Peter ist keine Mißgeburt“, erklärte Dr. Berg kalt, „er ist ein empfindsamer Mensch!“

„Ja, ja, ich weiß! Er kann sprechen, wahrscheinlich wird er auch lesen und schreiben lernen …“



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